“Reiten” ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine sexuelle Praktik, bei der meist eine Person auf ihrem Gegenüber “sitzt” oder sich über ihn beziehungsweise sie beugt und rhythmische Bewegungen ausführt. Häufig wird dieses Bild mit einem Reiter oder einer Reiterin assoziiert, der oder die auf einem Pferd reitet – daher kommt auch die Bezeichnung. In der Erotik dreht sich das Reiten darum, Kontrolle zu übernehmen oder zuzulassen sowie neue Perspektiven des Genusses zu entdecken.
Es gibt verschiedene Stellungen und Varianten, in denen “Reiten” vorkommen kann. Manche Paarungen bevorzugen die klassische “Cowgirl”-Position, bei der die “reitende” Person sich mit dem Gesicht zum Partner oder zur Partnerin bewegt. Andere Varianten sehen ein Umdrehen vor, sodass man mit dem Rücken zum Gegenüber agiert. Gemeinsam ist ihnen allen das Gefühl von Intensität durch Nähe und Berührung, verbunden mit der Möglichkeit, den Rhythmus selbst zu bestimmen.
Die Idee des “Reitens” im erotischen Sinne hat sich vermutlich aus verschiedenen alten Kulturen entwickelt, in denen die Position von Frauen als “Amazone” oder “Göttin” betont wurde. In manchen Gesellschaften galt es als besonders verführerisch, wenn die Partnerin den aktiven Part übernahm. Bis heute ist “Reiten” zudem ein Symbol für Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein, da es eine Stellung ist, in der die aktive Person häufig die Kontrolle über Tempo, Tiefe und Intensität des sexuellen Erlebnisses behält.
Andererseits kann “Reiten” auch ein Zeichen für Vertrauen sein: Wer sich von seinem Gegenüber “reiten” lässt, gibt die eigene Bewegungsfreiheit ein Stück weit auf und genießt die Hingabe. Somit vereint diese Stellung verschiedene Dimensionen: Macht, Genuss, Hingabe und Kommunikation.
Einer der Hauptgründe, weshalb viele Paare das Reiten schätzen, ist die intensivere Stimulation, die sich für beide Seiten ergeben kann. Die “reitende” Person kann gezielt Bewegungen steuern und findet dadurch häufig leichter ihren eigenen Rhythmus, was das Erreichen eines Orgasmus begünstigen kann. Auf der anderen Seite ermöglicht genau dieses Vorgehen dem untenliegenden Partner oder der Partnerin, die Reaktionen des oder der anderen hautnah zu spüren.
Eine weitere Stärke des Reitens ist das Gefühl von Selbstbestimmung. Wer oben sitzt, kann sehr genau lenken, wie schnell und wie tief die Bewegungen ausfallen. Dadurch können Potenziale einer engen und offenen Kommunikation entstehen, bei der man sich gegenseitig signalisiert, was sich besser anfühlt oder was verändert werden sollte. Gleichzeitig kann man die Hände frei nutzen, um weitere erogene Zonen zu streicheln.
“Reiten” bietet zudem einen faszinierenden Perspektivenwechsel: Während bei vielen Stellungen der untenliegende Partner oftmals den aktiven Part übernimmt, kann beim Reiten die Dynamik umgekehrt werden. Das kann das Liebesleben enorm bereichern, da beide lernen, sowohl aktiv als auch passiv zu genießen. Ein solcher Rollenwechsel schafft außerdem Vertrauen, da man sich in einer erotischen Situation auf den oder die andere verlässt und gemeinsam neue Klänge der Lust entdeckt.
Nicht alle fühlen sich auf Anhieb wohl, wenn sie die “reitende” Position einnehmen sollen oder wollen. Daher kann es sinnvoll sein, klein anzufangen. Beginnen Sie in einer anderen vertrauten Stellung und tasten Sie sich langsam an die Reiterposition heran. Eine achtsame Kommunikation über Vorlieben und Grenzen fördert dabei das gemeinsame Erleben.
Gerade bei längeren Liebesspielen oder wenn eine Person die Position nicht gewöhnt ist, können Kissen und Polster helfen, die richtige Haltung zu unterstützen und den Komfort zu steigern. Ein Kissen unter dem Po oder im Rückenbereich kann den Winkel optimieren und die Bewegungen vereinfachen, sodass Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin sich ganz auf das Genießen konzentrieren können.
Kommunikation ist beim “Reiten” das A und O. Geben Sie Ihrem Gegenüber durch Blicke, Berührungen oder kurze Worte Feedback, wenn etwas besonders erregend oder unangenehm ist. Ein aufmerksamer Umgang miteinander erlaubt es, ein gemeinsames, lustvolles Erlebnis zu schaffen. Da man sich beim Reiten oft nahe ist und sich leicht in die Augen schauen kann, bietet diese Stellung zusätzliche Momente von Intimität und Verbundenheit.
Manche fürchten, dass man beim “Reiten” die ganze Zeit ein hohes Tempo durchhalten muss oder es sich für nur eine der beiden Personen gut anfühlt. In Wahrheit ist es eine äußerst flexible Praktik, deren Intensität und Geschwindigkeit frei variiert werden kann. Wichtig ist nur, dass beide Seiten ihre Bedürfnisse einbringen.
Zudem muss auch nicht immer “sie” oben sitzen – jede Konstellation ist möglich. Entscheidend ist, wer gerade Lust verspürt, die aktive Rolle zu übernehmen. Indem man offen darüber spricht, können alle Beteiligten herausfinden, welche Variante am besten passt.
“Reiten” ist weit mehr als nur eine Spielart, die man aus einschlägigen Filmen oder Erzählungen kennt. Es bietet eine einzigartige Mischung aus Kontrolle, Intimität und gegenseitiger Hingabe. Wer diese Position voll auskostet, kann ein intensives und abwechslungsreiches Liebeserlebnis schaffen, bei dem beide Beteiligten neue Facetten ihrer Lust entdecken können.
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