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Was bedeutet „Retifismus“ im erotischen Kontext?

„Retifismus“ ist ein älterer Fachbegriff für Schuhfetischismus. Er stammt vom französischen Schriftsteller Nicolas Edme Rétif de la Bretonne (1734–1806), der in seinen Werken eine besondere Vorliebe für Damenschuhe beschrieb. Daraus entwickelte sich in manchen sexualwissenschaftlichen Kreisen die Bezeichnung „Retifismus“, um Menschen zu beschreiben, die sexuell erregt werden, wenn sie bestimmte Schuhe sehen, anfassen oder riechen.

Ursprung des Begriffs Nicolas Edme Rétif war bekannt für seine erotischen Schriften, in denen Fuß- und Schuhszenen vorkamen. Der Sexologe Richard von Krafft-Ebing prägte vermutlich in „Psychopathia Sexualis“ (1886) den Ausdruck „Retifismus“ – eine Anspielung darauf, dass Rétif de la Bretonne in seinen Romanen seine Neigung zu Damenschuhen betonte. So entstand ein eigenes Kapitel in der Geschichte des Fuß- und Schuhfetischismus.

Inhalt des Fetischs Wer retifistisch veranlagt ist, empfindet große Erregung bei bestimmten Schuharten: High Heels, Stiefel, Pumps, Ballerinas. Für einige Fetischisten reicht schon der Anblick, andere müssen den Schuh berühren, dran riechen oder während des Geschlechtsakts daneben haben. Manche wünschen sich, dass der Partner die Schuhe trägt, um das Kopfkino anzuheizen.

Verbindung zum Fußfetischismus Retifismus ist eng verwandt mit dem Fußfetischismus (Podophilie). Oft sind es Füße in Schuhen, die den Reiz auslösen. Doch manche retifistische Personen stehen nur auf die Schuhe selbst, ungeachtet der Füße. Der Geruch von Leder oder Gummi spielt da mitunter eine Rolle. Andere lieben den optischen Kick, wenn hohe Hacken das Bein betonen oder ein Stiefel Sinnlichkeit ausstrahlt.

Warum der Reiz an Schuhen? Sexualforscher vermuten verschiedene Erklärungen: - Kindliche Prägung: Man sah als Kind eventuell auffällige Schuhe einer attraktiven Person und speicherte das im Kopf ab. - Symbolik: High Heels stehen für Dominanz, Eleganz, Weiblichkeit. Stiefel wirken autoritär. - Riechaspekt: Ledergeruch kann für manche aphrodisierend wirken. - Form/Ästhetik: Schuhe können Beine strecken, die Körpersilhouette verändern.

Retifismus vs. Normaler Schuhtick Wer gerne Schuhe sammelt, muss nicht retifistisch sein. Retifismus bedeutet explizite sexuelle Erregung durch Schuhe, nicht nur modisches Interesse. Manche Fetischisten masturbieren an Schuhen oder wünschen, dass der Partner nur Schuhe trägt und sonst nackt ist. Wenn es über reines Mögen hinausgeht und sexuelle Fantasie involviert ist, spricht man von Fetisch.

In Kontaktanzeigen oder Foren Retifismus kann als Schuhfetisch deklariert werden. Anzeigen könnten lauten: „Suche Lady mit vielen High Heels, bin Schuhfetischist“ oder „Retifismus – wer teilt meine Leidenschaft für Lederstiefel?“. Auf entsprechenden Plattformen (Fremdgehen69) gibt es Gruppen, wo Leute Bilder posten oder sich verabreden, um gemeinsam Schuh-Fantasien auszuleben. Dabei kann man an Rollenspielen denken: z. B. die Frau in Stiefeln, die dominiert.

Schattenseite: Diebstahl oder Obsession Einige Extremfälle in der Literatur beschreiben Menschen, die fremde Schuhe stehlen (Schuhdiebstahl), um sie sexuell zu nutzen. Das ist natürlich illegal. Retifismus an sich ist nicht schädlich, solange es einvernehmlich bleibt und niemand bestohlen wird. Bei einer krankhaften Obsession, die zu Diebstählen oder Stalking führt, spricht man von einer problematischen Ausprägung.

Reaktionen und Toleranz Heutzutage ist Schuhfetischismus einer der bekannteren Fetische. Viele haben davon gehört, mancher lacht schmunzelnd drüber, andere finden es sogar anziehend. High Heels und Overknee-Stiefel sind in der BDSM-Szene ein Symbol für Dominanz und Sexiness. Ein Partner, der retifistisch veranlagt ist, kann das Liebesspiel anheizen, indem man entsprechende Schuhe trägt. Solange sich beide wohlfühlen, gilt es als harmlose Vorliebe.

Begriffsstreit: Schuhfetisch oder Retifismus? „Retifismus“ ist eine veraltete, eher wissenschaftliche Bezeichnung. Heute sagt man öfter Schuhfetischismus. Nur wer Fachliteratur liest, stößt auf Retifismus. Das Wort hat einen historischen Charme, bezieht sich auf Rétif de la Bretonne, doch ist weniger verbreitet als „Schuhfetisch“.

Tipps im Umgang Wer retifistische Vorlieben hat, sollte offen mit dem Partner drüber sprechen. Einverständnis ist wichtig. Manche Partner sind gern bereit, High Heels zu tragen oder bestimmte Schuhe beim Sex anzubehalten. Andere sind skeptisch oder genervt, wenn es zu stark fokussiert. Kommunikation klärt Erwartungen. Auch das gemeinsame Shoppen von Schuhen kann erotisch sein.

Fazit Retifismus ist ein älterer Begriff für Schuhfetischismus, abgeleitet von Nicolas Edme Rétif de la Bretonne. Der Fetisch dreht sich um sexuelle Erregung durch Schuhe – sei es das Aussehen, das Material, der Geruch oder die Symbolik. Heutzutage spricht man eher von Schuhfetisch als von Retifismus. In der BDSM- oder Fetischszene sind High Heels, Stiefel & Co. sehr präsent, und viele Paare integrieren das in ihr Liebesleben. Kritische Aspekte wie Diebstahl oder Zwang existieren nur bei extremen Fällen. In den meisten Fällen ist Retifismus eine relativ harmlose und durchaus verbreitete Präferenz, die auf Einvernehmlichkeit und Offenheit basieren sollte, um für beide Partner ein lustvolles Extra zu sein.